Italiener sind laut – Wie ich vergessen habe, die Perspektive zu wechseln

Italiener sind laut – Wie ich vergessen habe, die Perspektive zu wechseln

Ich sitze in der Lobby eines modern eingerichteten Hotels auf Sizilien und lasse die schönen Tage, die ich hier verbrachte, Revue passieren. Die wunderbare Landschaft, das gute Essen, die alte Kultur und die historische Architektur der Insel haben mich begeistert. Heute brauche ich eine Pause von meinen Aktivitäten und muss meinen Fuß schonen, weil ich am Strand umgeknickt bin. Die Lautstärke in der Lobby lenkt mich von meinen Gedanken ab und mir fällt auf, dass die hellblauen Couchgarnituren fast alle besetzt sind. Die Lobby meines Hotels ist voll mit stilvoll angezogenen Italienern, die ihre Ferien außer Haus verbringen und laut gestikulieren. Einige haben Handys in der Hand, sie chatten, spielen oder telefonieren und haben teilweise sogar den Lautsprecher ihres Mobiltelefons an. Kinder laufen herum, spielen und lachen.

Plötzlich schlägt die schöne Stimmung um, meine Umgebung ist mir zu laut und ich merke, dass sich Vorurteile bei mir melden: Italiener sind einfach zu laut. Wie kann man Kinder so lebhaft spielen lassen? Wieso reden sie alle durcheinander? Und warum ist das Telefon auf laut gestellt? Ich war schon ein wenig genervt.

Dann kam die Kellnerin, bei der ich mir mein Lieblingsgetränk bestellt hatte. Die nette junge Frau, die trotz der Lautstärke einen gelassenen Eindruck machte, fragte mich sofort, was denn mit meinem angeschwollenen Fuß los sei, den ich hochgelegt hatte. Als ich ihr erklärte, dass ich meinem Fuß Ruhe gönnen und den Tag im Hotel verbringen muss, sagte sie: “Oh, das tut mir sehr leid, wenn sie etwas brauchen, rufen sie mich einfach, mein Name ist Serena“. Mein Ärger ist wie verflogen. Allmählich gewöhne ich mich an die Lautstärke und merke, dass die Menschen einfach in den Tag leben, auf in ihre natürliche und emotionale sizilianische Art. Ich habe einfach vergessen, die Perspektive zu wechseln.